Jürgen Wesenberg im Interview: Spelle heiß auf die Regionalliga
Jürgen Wesenberg, der Vorsitzende der Fußballabteilung des SC Spelle-Venhaus, beschreibt die Entwicklung, die zum Aufstieg in die Regionalliga geführt hat. „Einfach nur Wahnsinn“, sagt er im Interview. Spelle sei Außenseiter, „aber wir trauen uns auch zu, für die eine oder andere Überraschung zu sorgen.“
Jürgen, zwickst du dich noch manchmal in den Arm, um festzustellen, dass du doch nicht träumst?
Ich muss schon sagen, dass es eine besondere Situation ist, in der man sich schon fragt, ist das wirklich eingetreten? Haben wir wirklich den Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse, die Regionalliga Nord, erreicht? Einfach nur Wahnsinn!
Dabei scheint der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gar nicht so überraschend gekommen zu sein. Oder schätzt du es anders ein?
Nicht wirklich geplant, aber auch nicht überraschend. Wir haben in den letzten Jahren den Kader qualitativ ständig unter unseren Rahmenbedingungen weiterentwickeln können. Da hat insbesondere Markus Schütte einen sehr guten Job gemacht. Aber auch alle anderen Beteiligten haben die Herausforderungen angenommen. Wir sind auch während der Corona-Pandemie Step by Step gegangen und haben uns auch im Umfeld weiter auf die sportliche Entwicklung der Mannschaft eingestellt. Wir haben ja auch durch die beiden Lizenzverzichte der letzten Jahre dafür gesorgt, dass wir eine schlagfertige Mannschaft haben. Es gehört aber auch eine gewisse Portion Glück dazu. Wir haben einen hohen Anteil von Spielern, die aus dem Verein oder aus dem nahen Umfeld kommen. Das ist nicht selbstverständlich. Das, was jetzt passiert ist, ist die logische Konsequenz, wenn man von dem, was man tut, total überzeugt ist. Wir haben immer an die Mannschaft und das Team drumherum geglaubt, ohne Forderungen zu stellen, welchen Platz wir in der Liga einnehmen. Wir sind verdient aufgestiegen und habenzu den richtigen Zeitpunkten auch das nötige Spielglück gehabt.
Was waren in den letzten Jahren die wichtigsten Schritte für den SCSV?
Wichtige Schritte kann man, so denke ich, nicht sagen. Wir haben immer Schritt für Schritt gedacht und auch umgesetzt. Es waren aber schon ein paar Dinge, die uns heute helfen. Wir haben damals mit dem Abstieg in die Bezirksliga einfach angepackt und mit Siggi Wolters zu dem Zeitpunkt 2012 den richtigen Weg eingeschlagen. Siggi und ich haben etwa den Förderverein SC Spelle-Venhaus ins Leben gerufen und damit auch den finanziellen Werdegang festgezurrt, ohne ins uferlose zu driften. Der Vorstand des Fördervereins ist heute noch fast genauso besetz wie bei der Gründung. Ich denke, das sagt auch schon was aus.
Die Zusammenarbeit mit dem SCSV-Vorstand war unter Helmut Klöhn schon gut, seit dem Wechsel an der Spitze haben wir mit Thomas Sielker einen jungen und agilen Vorsitzenden, der viele Dinge im Fußball unterstützt und durch seine positive Herangehensweise innerhalb des Vereins auch für noch mehr Akzeptanz gesorgt hat. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass der Wechsel in der sportlichen Leitung von meiner Person zu Markus Schütte nochmal einen deutlichen Schub gegeben hat. Es macht schon Spaß zu sehen, welches Netzwerk er in Zusammenarbeit mit Hanjo Vocks aufgebaut hat.
Spelle hat vermutlich den geringsten Etat der Liga, trifft auf Konkurrenten wie Meppen und Oldenburg. Ist der SCSV mehr als ein krasser Außenseiter?
Uns ist vollkommen klar, dass wir in den meisten Begegnungen der Außenseiter sein werden. Zunächst gilt es, sich an die Liga zu gewöhnen. Aber wir trauen uns auch zu, für die eine oder andere Überraschung zu sorgen, wohl wissend, dass es auch Spiele geben wird, in denen wir eine „Reise“ bekommen, wie man so schön sagt. Wir freuen uns auf die Herausforderung und natürlich besonders auf die Spiele gegen den SV Meppen. Der Etat ist für unsere Verhältnisse schon deutlich gestiegen. Wichtig ist, dass es keine negativen Auswirkungen auf den Gesamtverein und natürlich auch auf die Fußball-Abteilung allgemein hat. Und genau dafür haben wir gesorgt.
Was kann Spelle gegen die vermeintliche Übermacht in die Waagschale werfen?
Wir sind heiß auf die Regionalliga und auf die Duelle mit den „Großen“ der Liga. Ich sehe unsere Stärke in der Ausgeglichenheit des Kaders. Wir haben punktuelle Qualität dazugewonnen und ganz wichtig: wir haben keinen Druck. Der Kader ist stark und kann sich noch weiter entwickeln. Unsere Fans und Zuschauer werden ebenfalls dafür sorgen, dass wir alles in den Ring schmeißen, was wir haben.
Kurz zum Umfeld: Spürst du Euphorie in Spelle und beim SCSV?
Derzeit nehmen wir sehr deutlich wahr, das es eine Euphorie gibt. In vielen Gesprächen hört man, dass sich alle auf den Liga-Start freuen und natürlich gespannt sind, was alles passiert.
Schafft Spelle den Klassenerhalt?
Schwer zu sagen. Ich bin überzeugt dass wir die Klasse halten können. Wir leben vom Kollektiv und von der Ausgeglichenheit. Die Mannschaft ist absolut intakt und weiß, dass Rückschläge uns nicht umwerfen werden. Von daher: Ja, wir schaffen den Klassenerhalt.