Vorsitzender Sielker: SCSV nimmt Regionalliga mit Euphorie und Herzblut an
Das erste Highlight haben der SC Spelle-Venhaus und seine Fans nach dem Aufstieg bereits erlebt. Vorsitzender Thomas Sielker verweist auf viel Europhie und Herzblut im Verein und sagt im Interview, der Traum Regionalliga sei nur durch vielfältiges Engagement von 350 Ehrenamtlern beim SCSV möglich ist.
Du hast die Premiere des SCSV in der Regionalliga erlebt. Wie waren Deine Eindrücke beim 3:2 gegen Eimsbüttel?
Ich hatte das Gefühl, dass unsere Jungs in der 1. Halbzeit zu viel und alles perfekt machen wollten, deswegen sehr nervös und teilweise wie gelähmt gespielt haben. Ich denke, der Druck war riesig. Ich habe immer an unser Team geglaubt und während der kompletten Partie gesagt, dass wir 3:1 gewinnen. Das ging nach dem 0:2 natürlich nicht mehr. Nach dem Anschlusstreffer von Timo Nichau und dem Kracher von Niklas Oswald war das Getränke Hoffmann Stadion ja schon kurz vor dem Abheben. Dass sich Jip Kemna mit seinem Treffer zum 3:2 für eine tolle kämpferische Leistung selbst belohnt hat, war der absolute Wahnsinn. Nicht nur durch den Regen brachen alle Dämme in Spelle.
Wie bewertest Du das Konzept, Spielern aus der Region eine Plattform auf höchstem Amateurniveau zu bieten?
Etwas anderes kommt für uns gar nicht in Frage. Das ist unser Speller Weg. Den beschreiten Markus Schütte und Hanjo Vocks als kreative Köpfe mit viel Akribie, Hingabe und ganz viel Fußball-Sachverstand. Hierauf sind wir megastolz. Genau so wird es weiter gehen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch Jürgen Wesenberg als Abteilungsleiter Fußball. Er hat den Weg vor langer Zeit eingeschlagen.
Wäre für den SC Spelle-Venhaus finanziell überhaupt ein anderes Konzept vorstellbar?
Ein klares Nein. Thomas Lindemann als 2. Vorsitzender und ich stehen hier in der Verantwortung für den gesamten Verein mit 2.650 Mitgliedern und unseren tollen und erfolgreichen anderen Sparten. Wir werden immer alle im Blick haben und kein finanzielles Risiko eingehen. Das ist eine klare Absprache mit unseren Sponsoren, dem Förderverein Fußball und auch privat mit unseren Familien.
Wie nimmt der Gesamtverein den Aufstieg wahr?
Mit ganz viel Euphorie und Herzblut. Wir sind im SC Spelle-Venhaus eine große Familie. Alle im Verein und speziell in der Fußballabteilung haben in den letzten Wochen mit angepackt, um die vielfältigen Anforderungen der Regionalliga zu erfüllen. Mit dem Spiel gegen Schalke 04 haben wir eine erfolgreiche organisatorische Generalprobe gefeiert und bewiesen, was wir als Team ehrenamtlich leisten können. Besonders hervorzuheben ist unser Geschäftsführer und 2. Vorsitzender der Fußballabteilung Karsten Pöppe, der so viel ehrenamtlich im administrativen Bereich leistet, vom Ticketing bis zur Stadionsicherheit und Abnahme. Das ist schon ein Wahnsinn. Unsere Jungs wissen das genau. Hanjo Vocks hat im Abschlusstraining vor dem ersten Spiel noch einmal deutlich gemacht, dass das nicht selbstverständlich ist und der Traum Regionalliga nur durch so vielfältiges Engagement von gesamt 350 Ehrenamtlern im Verein möglich ist. Vorher hat die 1. Mannschaft beim Ehrenamtsfest die Ehrenamtlichen bedient. Ein tolles Miteinander.
Was bedeutet der Aufstieg für den SCSV?
Dem SCSV bringt die Regionalliga natürlich Aufmerksamkeit. Ein gutes Image hatten wir vorher schon, wir gelten als grundsolide geführter Verein. Wir wollen und werden uns nicht mit dem SV Meppen vergleichen. Wenn ich als gebürtiger Meppener an den Aufstieg in die 2. Bundesliga 1987 denke: Wer kannte vorher schon Meppen als Stadt? Ich bin ich sicher, dass die Regionalliga uns als Samtgemeinde Spelle ebenfalls bekannter macht.
Gab es auch Stimmen, die der Regionalliga skeptisch gegenüber standen?
Ja, die gab es und gibt es immer noch. Wir als Vorstand mussten viel Überzeugungsarbeit leisten. Ob im Ort, privat oder auch bei den politischen Vertretern in der Gemeinde. Ich glaube aber, dass wir das gut gemacht haben. Wir haben z.B. dem Gemeinderat die Arbeit des Vereins insgesamt sowie alle finanziellen Zahlen, Daten und Fakten im SCSV und zur Regionalliga vorgestellt und konnten hier mit unserer Offenheit und Transparenz punkten. Es gibt aber auch eine klare Übereinkunft im Vorstand, dass wir uns nicht mehr finanziell rechtfertigen. Es gibt immer noch Stimmen, die behaupten, dass das mit dem Etat nicht geht - und uns nicht glauben. Wir kommentieren das grundsätzlich nicht mehr.
Wie wichtig ist der Spitzensport für den SC Spelle-Venhaus?
Spitzensport oder Leistungssport ist wichtig für uns als Verein, auch wenn wir mit unseren zehn Sparten ein Breitensportverein sind - und bleiben werden. Das eine machen ohne das andere zu lassen, trifft es am ehesten. Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder. Die finden sie nicht nur beim Fußball, sondern auch beim Volleyball oder Tennis und den vielen anderen Sparten bei uns im Verein. Wenn ich nur an die Einlaufkinder denke, bekomme ich eine Gänsehaut. Die Eltern gucken mit so viel Stolz auf ihre Kinder, und die sind die nächste Generation, die unseren Verein ehrenamtlich weiter führen soll und bestimmt auch wird, wenn wir genau diesen Weg gemeinsam weiter gehen.
Schafft der SCSV den Klassenerhalt der Regionalliga?
Ich glaube, wir haben die Voraussetzungen geschaffen, um eine gute Saison in der Regionalliga zu spielen. Vor dem Spiel gegen Schalke habe ich lange mit Henning Rießelmann, ehemaliger Trainer von BW Lohne und jetzt sportlicher Leiter von Kickers Emden gesprochen. Lohne war in einer ähnlichen Situation wie wir jetzt. Wir haben wir uns lange ausgetauscht und ich habe sehr aufmerksam zugehört. Wir schätzen die Regionalliga Nord eher ausgeglichen ein und glauben, dass wir die eine oder andere Überraschung schaffen können. Das Ziel lautet Klassenerhalt. Das wäre mega.