„Gigantisch“: Gänsehautmomente für Spieler und Fans in Spelle
„Das Highlight war das 3:2 mit dem zwölften Mann, den Zuschauern. Wie man die Atmosphäre aufsaugen konnte, den Jubel, die Gesichter der Spieler und unserer Fans. Das war ein kleiner Gänsehautmoment. Gigantisch.“ Timo Nichau wollte die Begeisterung nach dem Sieg des SC Spelle-Venhaus gegen den Eimsbütteler TV auch lange nach dem Schlusspfiff nicht verbergen.
Der 23-Jährige verewigte sich mit dem ersten Regionalliga-Tor in den Annalen des SCSV. „Es ist schon cool. Ein Nebeneffekt, aber die Mannschaft steht im Vordergrund“, betonte er in typisch Speller Manier. So erlebte Nichau seinen Treffer: Nach Pingpong-Vorarbeit von Jip Kemna hatte er mehr oder weniger freie Bahn, schob den Ball, dessen Richtung auch der Oberschenkel eines Gegenspielers noch veränderte, gegen die Laufrichtung des Keepers rechts unten ins Eck. „Dann war der Bann gebrochen.“
„Den haut er überragend rein"
Niklas Oswald, wie Nichau eingewechselt, traf zum 2:2. Der schnelle Außenbahnspieler, von dem es in der vergangenen Saison hieß, er lasse Chancen liegen, präsentierte sich im Getränke Hoffmann Stadion ganz anders. „Den haut er überragend rein, freut mich für ihn. Er war verletzt, deswegen hat er nicht von Beginn an gespielt“, strahlte der Sportliche Leiter Markus Schütte. Und noch mehr, als der zweite Neuzugang, Jip Kemna, sich und die Mannschaft mit dem Tor zum 3:2 belohnte.
Einstand nach Maß
„Das ist unglaublich. Wahnsinn, dass ich bei meinem Debüt ein Tor schieße. Und das ist auch noch der Siegtreffer“, beschrieb Jip Kemna seinen Einstand nach Maß. Der Niederländer erklärte, er habe die ganze Zeit an die Speller Chance geglaubt. Da hatten einige Zuschauer weniger Vertrauen in die SCSV-Stärke.
„Eigentlich geiler als ein souveränes 3:0"
Janik Jesgarzewski spürte nach dem Schlusspfiff Erleichterung pur. So ein Wendesieg „ist ist eigentlich geiler, als wenn man souverän 3:0 gewinnt. Es ist mit ein bisschen mehr Stress und Arbeit verbunden, aber dafür spielt man Fußball. Wenn vielleicht nicht mehr jeder an einen glaubt, so einen Sieg einzufahren, ist überragend. Ein super Gefühl für die Mannschaft.“ Denn die, betont Kemna, habe jetzt gespürt, dass sie in die Regionalliga passe.
„Die Fans stehen komplett hinter uns"
Nicht unwesentlichen Anteil hatten die Zuschauer. Vocks, der zwei Torschützen einwechselte, bedankte sich ausdrücklich: „Das war wirklich richtig geil, das hat uns nach vorne gepusht.“ Schütte meinte, durch die Unterstützung von beiden Tribünen, habe das Team gemerkt, „die Fans stehen komplett hinter uns. Diese Emotionen brauchen wir. Wir sind total happy.“
Schwache erste Halbzeit nicht vergessen
Doch im Freudentaumel ging eine schwache erste Halbzeit nicht unter. Jesgarzewski fand keine direkte Erklärung. „Das erste Ligaspiel ist immer ein bisschen schwierig. Nicht jeder kommt gut rein. Das war bei uns definitiv der Fall. Abläufe klappten nicht, jeder hatte etwas mit sich selbst zu kämpfen.“ Vocks formulierte es drastischer: Zur Pause sei positiv gewesen, „dass wir nur 0:1 zurücklagen, aber noch gar nicht in der Regionalliga mitgespielt haben. Bis dahin haben wir alles vermissen lassen, was uns bisher ausgezeichnet hat.
Jesgarzewski: Moral sehr, sehr gut
„Wir können es besser“, sagte Jesgarzewski, das habe die Vorbereitung und die zweite Halbzeit gegen Eimsbüttel gezeigt. „Die Moral ist sehr, sehr gut. Darauf können wir aufbauen und gehen mit einem guten Gefühl in die nächsten Wochen.“
Atamimi: Viel Lehrgeld bezahlt
Das muss sich Eimsbüttel trotz starker erster Halbzeit erarbeiten. Die Mannschaft, nach Angaben von Trainer Khalid Atamimi, mit einem Durchschnittsalter von 20,5 Jahren, „brutal jung“, habe viel Lehrgeld bezahlt. „Es war ein bisschen Naivität, zum anderen fehlte vielleicht die Frische. Es war die erste längere Fahrt für uns. In Hamburg haben wir immer kurze Wege, maximal 30 Minuten.“